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des Krieges und Friedens, in den innern und auswärtigen
Staatsgeschäften. Ihre Macht war demnach eine fast königliche,
mit dem Unterschiede, daß die Dauer derselben nur ein Jahr
war, und sie von zwei Personen ausgeübt wurde t. Jedoch
allmälig wurde dieselbe geschmälert und zwar zunächst durch die
Provocation oder das Recht, von den Urtheilsprüchen der
Consuln an das Volk zu appellireu; später durch die Jnter-
cession der Volkstribunen, so wie durch die Trennung der
Censur und Prätur von der Consulwürde. Nur in besonders
gefahrvollen Lagen des Staates wurde den Consuln unumschränkte
Gewalt ertheilt"). Bei Niederlegung ihres Amtes leisteten sie
den feierlichen Eid, Nichts gegen die Republik, sondern Alles für
dieselbe gethan zu haben. Wegen ungerechter Verwaltung konn-
ten sie auch in Anklagestand gesetzt werden. Die abgegangenen
Consuln hatten, zumal als Senatoren, noch immer einen aus-
gezeichneten Rang und führten den Titel Con/ularen. ^
Zu den ersten Consuln wurden L. Junius Brutus und
Tarquinius Collatinus erwählt, die beiden Retter der
Volksfreiheit. Sie ergänzten den unter Tarquinius fast veröde-
ten Senat wieder auf die gesetzmäßige Zahl von dreihundert
durch Aufnahme neuer Mitglieder aus den plebejischen Rittern.
Die neu aufgenommenen Senatoren wurden von den patricischen,
welche nach wie vor llatre« hießen, durch das Beiwort Oonseripli
unterschieden; und llatre« (et) oonseripti war seitdem der Titel
der Senatoren in der Anrede bei feierlichen Versammlungen.
Um diese Zeit, im Jahre 509, wurde auch der erste Handels-
vertrag mit Karthago geschlossen, ein Beweis, daß die Römer
als Seefahrer bereits früher jener mächtigen Republik bekannt
geworden waren und wahrscheinlich auch mit den griechischen
Kolonien in Italien und Sicilien im lebhaften Verkehr standen,
wenn auch ihre Schiffahrt sich zunächst nur auf die Küsterr be-
schränken mogte.
-) Libertatis autem originem inde magis, quia annuum imperium
consulare factum est, quam quod deminutum quidquam sit ex regia
potestate, numeres. Liv. Ii. 1. — Nach Florus (I. 9.) waren zwei
Consuln da: ne potestas solitudine corrumperetur; und nur auf ein
Jahr: ne potestas mora corrumperetur.
3) Der Senatsbeschluß lautete alsdann: Videant consules, ne quid
detrimenti capiat respublica.
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30
in Wechselversen. — Ausgebreitet war der Handel und Verkehr
der Etrusker. Ihr Landhandel ging weit hinauf in die Länder
am Po, und in die Gegenden des Nordens; der Bernstein
machte einen Hauptartikel desselben aus. Mit ihrer Seemacht
verscheuchten sie Phönizier und Karthager von Italien und
kämpften sogar mit den letzteren um die Inseln des Mittel-
meeres. Aber auch Lurus konnte bei einem so reich gewordenen
Handelsvolke nicht ausbleiben, und dieser führte große Verweich-
lichung und hiermit den allmäligen Verfall herbei.
K. 8. Sage von der Gründung Roms.
Bis zu den Uranfängen einer Stadt, eines Volkes reicht
selten eine Geschichte; Dichtung und Sage füllen in der Regel
den leer gebliebenen Raum aus. Auch um die Wiege Roms
liegt ein großer Sagenkreis ausgebreitet, und Griechen sowohl
als Römer haben diesen mit den Blumen ihrer Dichtkunst auf
das maunigfaltigste ausgeschmückt. Der Ursprung Roms knüpft
sich zunächst an die Sage der Einwanderung der Trojaner in
Latium, und auf diese Sage gründet auch Virgil sein großes Hel-
dengedicht. Dieser weit verbreiteten Sage zufolge kam Äneas
einige Jahre nach Trojas Zerstörung mit vielen flüchtigen Tro-
janern und mit den geretteten Heiligthümern seiner Vaterstadt
nach Italien und ließ sich in Latium, in dem Gebiete des Kö-
nigs Latinus, nieder. Hier heirathete er dessen Tochter Lavinia,
gründete die Stadt Lavinium und ward Erbe des Reiches sei-
nes Schwiegervaters. Wie der Vater Lavinium, so gründete
sein Sohn Ascanius (Julus) etwa 30 Jahre später auf dem
Abhange des Albanerberges Alba Longa, welches die Haupt-
stadt des alten Latiums und der Sitz der latinischen Könige
wurde. Als der vierzehnte in der Reihe dieser Könige aus des
Aneas Geschlecht wird Procas angegeben, der das Reich seinen
beiden Söhnen Numitor und Amulius zur wechselseitigen Regie-
rung hinterließ. Aber der stolze Amulius, der nach Alleinherr-
schaft strebte, verdrängte seinen älteren Bruder, tödtete den Sohn
des Verdrängten und weihete, um vor aller Nachkommenschaft
und Thronbewerbung gesichert zu sein, dessen Tochter, Rhea
Sylvia, dem jungfräulichen Dienste der Göttin Vesta. Eines
Tages ging die Jungfrau in den heiligen Hain, um aus der
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6 ______
Auch für Handel und Verkehr hat Italien eine überaus
günstige Lage. Durch das Mittelmeer, welches dasselbe von drei
Seiten umströmet, steht es nicht nur mit den gesegnetsten Län-
dern von Europa, sondern auch mit dem reichen Asien und auch
Afrika in naher Verbindung.
In der ältesten Zeit führte die schöne Halbinsel noch keinen
Gesammtnamen. Wie in Griechenland und Kleinasien, so hatte
auch hier die Natur selbst durch trennende Berge und Flüsse eine
Menge kleiner, unabhängiger Landschaften gebildet, von denen
jede nach dem in ihr wohnenden Volke besonders benannt wurde.
Ombrica hieß der nordöstliche Theil der Halbinsel, Japygia der
südöstliche, Önotria der südwestliche, Ausonia oder Opika die
Ländergruppe vom Laus bis zur Tiber, Tyrrhenia die von der
Tiber bis zum Apennin. So bezeichnet auch Jtalia ursprüng-
lich nur einen besonderen und zwar den südlichsten Theil der
Halbinsel, den Küstenstrich zwischen Tarent und Posidonia. Mit
der Zeit aber wuchs die Ausdehnung dieses Namens, und um
das Jahr 266 vor Ehr., als die Römer erobernd ihre Herr-
schaft über die ganze Halbinsel ausgedehnt hatten, wurde „Ita-
lien" der Gesammtname desselben. >) Desungeachtet fuhren auch
da noch sowohl römische als griechische Dichter fort, manche der
alten Benennungen bald für das ganze Land, bald für einzelne
Theile desselben zu gebrauchen. Die Griechen insbesondere nann-
ten Italien auch wohl Hesperien oder Westland, weil es ihnen
gegenüber nach Westen lag.
In unserer Zeit theilt man Italien der leichteren Übersicht
wegen gewöhnlich in drei Theile:
Oberitalien, oder das Land von den Alpen bis zu den kleinen
Flüssen Rubico und Macra.
Mittelitalien erstreckt sich von jenen beiden bis zum Silarus
(Silo) und Frento (Fortore).
Unteritalien vom Silarus und Frento bis zur äußersten
Südspitze des Landes hinab.
l) Der Name Italien ist wobl abzuleiten von dem Volke der Ita-
ler, oder, nach Aristoteles, von einem önotrischen Stammfürsten Italus;
nicht aber von huxog (vitulus) wegen der vielen Rinderheerden daselbst,
wie wir dieses bei Festus: „Italia dicta, quod magnos ¡talos i. e. bo-
ves habeat.“ und andern lesen.
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Extrahierte Personennamen: Ombrica Aristoteles Italus
Extrahierte Ortsnamen: Italien Europa Afrika Griechenland Kleinasien Japygia Tyrrhenia Tarent Italien Westland Italien Oberitalien Mittelitalien Unteritalien Italien
Stfren vermittelst der Landenge von Suez zusammen. Von Europa i)t es durch die nur sieben Meilen lange und dritte-halb Meilen breite Meerenge von Gibraltar geschieden. Es liegt grtenteils in der heien Zone und bildet ein Hochland, das terrassenfrmig nach allen vier Hauptweltgegenden abfllt und in Sden, Westen und Osten nur von niederem sandigen Ksten-sume begrenzt ist. Die bekannten Gebirgszge stnd der groe und kleine Atlas, die Hauptstrme der Nil und Niger. In keinem andern Erdtheile breiten sich so unermeliche Wsten aus, in denen nur Himmel und Sand gesehen, kein Laut gehrt wird.
Im Alterthume war blo der nrdliche Theil nher be-kannt, und in diesem wieder nur die Kstenlnder, insbesondere Aegypten und Karthago. Jenes gehrte sogar zu den ersten gebildetsten Staaten. Dagegen war das innere Afrika unbekannt und ist es zum Theil noch jetzt, ungeachtet in der neuesten Zeit viel gethan worden ist zur Erforschung desselben.
Jener nrdliche Theil hat nur zwei groe Flsse, den Nil und den Niger. Er zerfllt seiner natrlichen Beschaffenheit nach in drei Theile, die bereits im Alterthume durch eigene Namen unterschieden wurden.
1) Das bewohnte Afrika, die heutige Serberei,*) das
lngs dem Mittelmeere sich hinziehende Kstenland, welches mit Ausschlu von Tripolis sehr fruchtbar und daher zu allen Zeiten sehr bevlkert war.
2) Das thierreiche Afrika, durch welches die Gebirge-
kette des Atlas sich hinzieht. Es ist reich an wilden Thieren und an Datteln. Die Araber nennen es Bi-ledulgerid, d. h. Dattelland.
3) Das wste Afrika, welches jetzt mit dem arabischen
Namen die Sahara, oder Sandwste, genannt wird. Sie ist der halb so groß als Europa und zieht sich
*) Berber cder Berbern bedeutet ein Volk, das an einer Meereskste wohnt.
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Extrahierte Ortsnamen: Suez Europa Niger Karthago Afrika Niger Afrika Tripolis Afrika Afrika Europa
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mit den orientalischen Vlkern verbunden, theilte Griechenland durch seine Kolonien den verschiedensten Vlkern Europas seine geistige Regsamkeit und Bildung mit. Sicilien, Italien und Frankreich erlangten den ersten Keim der griechischen Cultlr, welcher herrlich aufsprote und blhete. Nur die inneren Pro-vinzen der einzelnen Lnder und die entlegenen Gegenden, als das Slavenland, Polen und Rußland, machten langsame Fort-schritte, bis die Grndung der rmischen Weltherrschaft nach und nach auch dort die Keime fr hhere Bildung verbreitete, wo sie durch Griechen nicht gelegt werden konnten.
Man kann Europa fglich in zwei groe Hlften abtheilen, in West - und Ost-Europa. Eine Linie vom Nordkap durch den baltischen Meerbusen, die Ostsee bis zur nrdlichen Spitze des Meerbmens von Venedig gezogen, bildet ungefhr die Grenze dieser beiden Haupttheile. Alles Land, welches westlich von dieser Linie liegt, gehrt zu West-Europa, also: die pyre-Mische Halbinsel, die britischen Inseln, Italien, Frankreich, Deutschland, die Schweiz und Niederlande, ferner Dnemark, Schweden und Norwegen; und welches stlich von derselben liegt, zu Ost-Europa, also: Preußen, Polen, Rußland, Galizien, Ungarn, Griechenland und die Trkei. In den frhesten Zeiten war nur ein kleiner Theil von Europa bekannt. Erst spter, als die Rmer ihre Weltherrschaft grndeten, wurde man auch der die verschiedenen Lnder Europas und deren Beschaffenheit genauer unterrichtet.
Die beiden anderen Erdtheile, Amerika und Australien, kannte man im Alterthume noch nicht. Sie wurden erst in neuerer Zeit entdeckt und deshalb auch die neue Welt genannt; Amerika im Jahre 1492 von dem Genueser Columbus, und Australien oder Neuholland im Jahre 1616 von dem Hollnder Hartigh. Die Auswanderungstrme aber fhrten dieser neuen Welt eine neue europische Bevlkerung zu, und Amerika ins-besondere ist gleichsam ein neues verjngtes Europa geworden.
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europas Sicilien Italien Frankreich Polen Europa Ost-Europa Ostsee West-Europa Italien Frankreich Deutschland Niederlande Schweden Norwegen Ost-Europa Polen Galizien Ungarn Griechenland Europa Europas Amerika Australien Amerika Australien Amerika Europa
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Karavanen mit schwer beladenen Kameelen. Auf den Mrkten wimmelte es von Menschen aus allen Gegenden, in den son-derbarsten Trachten, von den verschiedensten Sprachen. Vor allen aber sah man die phnizischen Kaufleute. Was diese noch so eben in dem einen Lande eingetauscht hatten, das wurde sogleich wieder in dem andern mit groem Gewinne gegen die Erzeugnisse dieses Landes umgetauscht, und auch diese wieder mit immer neuem Gewinne in einem dritten, vierten Lande verhandelt. Aus dem benachbarten Arabien holten sie die wohlriechenden Spezereien, die bei jeder gottesdienstttchen Feier auf den Altren angezndet wurden, ferner die dahin gelangenden Erzeugnisse thiopiens und Indiens, Ebenholz, Gold und Edelsteine; aus Armenien Eisen, Stahl und Pferde; von Osten her, aus Babylonien und Persien, allerlei Putz-waaren; von Sden her, aus Aegypten, die baumwollenen Zeuge. In der Folge hatten sie sogar ein ganzes Viertheil der Hauptstadt Memphis zum Behufe ihres Handels inne. Aus dem fruchtbaren Palstina holten sie vorzglich Getreide, Del und Wein. So erstreckte sich ihr Landhandel nach allen drei Richtungen hin, nach Norden, Sden und Osten. Selbst die entferntesten Völker Asiens, wie die Jndier, fhrten ihnen durch Karavanen die Erzeugnisse ihres Landes zu. Arabien war gewhnlich das Land, wo von den phnizischen Kaufleuten jene kostbaren Sachen oft gegen Kleinigkeiten, gegen allerlei bunte Spielsachen, eingetauscht und dann wieder an anderen Orten mit hohem Gewinne umgetauscht wurden.
27. Erfindung und Vervollkommnung der Schifffahrt.
Ein solcher Handel jedoch, so ausgebreitet und segenreich er auch war, durch die Schifffahrt erst bekam er feine i rechte Ausbildung und Vervollkommnung. Schon recht frh mgen wohl die Menschen auf diese ntzliche Erfinoung ge-kommen sein. Die Noth gab auch hierzu die nchste Veranlassung. Die Bewohner des unfruchtbaren Meeresstrandes, die
I
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82
vorsichtig am Ufer und schwammen von einer Kste zur anderen, oder wagten sich doch nur so weit auf's Meer, da sie immer die Kste im Auge behielten, aus Furcht, das Land nicht wieder finden zu knnen. Fr den mglichen Fall, da ein pltzlicher Sturm das Schiff aus dem Angesichte des festen Landes ver-schlage, nahmen sie wohl Vgel aus ihrem Lande mit sich auf's Schiff. Diese lieen sie alsdann fliegen und folgten der Nich-tung ihres Fluges. Sie setzten nmlich voraus, da sie aus natrlichem Hange ihrem Vaterlands wieder zufliegen wrden. Es wurde auch nur bei hellem Tage geschifft. Denn wie leicht htte in stockfinsterer Nacht auf dem brausenden Meere das Schiff auf verborgene Klippen, auf Sandbnke gerathen knnen.
Die Phnizier waren die ersten, welche die Schiffahrt auch auf offener See bei Nacht sowohl als bei Tage wagten. Die prachtvollen Zedern des Libanon gaben ihnen das nthige Holz zum Baue der Schiffe. Sie hatten deren zwei Arten: lange und runde. Die ersteren waren schmal und zugespitzt und fhrten den Namen Argo, d. i. Schnellsegler. Sie wurden vorzglich zum Kriege gebraucht. Die anderen hieen Gauloi, runde, weil sie fr die Ladung der Waaren einen weiten Bauch und platten Boden hatten. Diese waren Kauffahrtei-schiffe und gingen nur langsam.
Mit solchen Schiffen wagten sich die Phnizier khn hinaus auf das offen vor ihnen liegende mittellndische Meer. Bei Tage diente ihnen der Stand der Sonne, bei Nacht der gestirnte Himmel zum Wegweiser. Unter dem zahllosen Heere der Sterne, die der uns am Firmamente leuchten, zeichnen sich einige durch ihren Glanz aus und behalten fast immer denselben Platz, ohne jemals unterzugehen. Diese Sterne, und die unter denselben nach jener Richtung hin liegenden Lnder merkte man sich zu-vor und fand sich dann auf dem Meere leicht wieder zurecht.
Wie aber, wenn die Witterung trbe, der Himmel dster umwlkt war? Dann hielt sich auch der Phnizier vorsichtig
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86
Handel gewannen. Letzteres ist wohl das Wahrscheinlichere. Dieser Bernstein, Elektron genannt, wurde damals der Selten-heit wegen dem Golde gleichgeschtzt. Die Phnizier verarbei-teten ihn zu Halsketten, Armbndern und andern Schmuck-fachen. So durchkreuzten ihre Schiffe die Meere nach allen Richtungen und kehrten reichbeladen zurck.
29. Erfindungen der Phnizier.
Die Handelsgegenstnde der Phnizier bestanden aber nicht blo in fremden Waaren, die sie zusammenbrachten und um-setzten; in ihren Stdten selbst herrschte der grte und leb-hasteste Gewerbflei. Unter ihren Fabriken stand die Frberei, besonders in Purpur, oben an. Sie selbst waren die Erfinder des Purpurs. Ein Schferhund, so geht die Sage, hatte am Meeresftrande nahe bei der Stadt Tyrus Purpurschnecken zerbissen und kam mit hochrother Schnauze zu seinem Herrn zurck. Dieser meinte, sein Hund sei verwundet und wischte ihm mit Wolle das vermeintliche Blut ab. Zu seinem Erstau-nen fand er nicht die geringste Verwundung, die Wolle aber schn und glnzend roth gefrbt. Neugierig folgte er der Spur seines Hundes und entdeckte nun, da die vom Meere an die lyrische Kste ausgeworfenen Schnecken einen solchen rothfr-benden Saft enthielten. Dieser tyrische Purpur, befon-ders der hochrothe und violette, wurde in Kurzem so berhmt, da er fr die grte Kostbarkeit galt, mit welcher sich nur Könige und die reichsten Leute schmcken konnten. So lesen wir beim Evangelisten Lukas, wo von dem reichen Manne die Rede ist: Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur." Und weil die Frbung bei den Phniziern durch" gehends in die Wolle geschah, so mute die Weberei mit der Frberei in genauer Verbindung stehen. *)
*) Jetzt ist die kostbarste rothe Farbe die Schar lach frbe au5 Cochenillwrmern. Purpur kennt man nicht mehr.
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49
und mit dem Auslande trat Aegypten berhaupt wenig in Verbindung. Fremde Schiffe wurden nicht eingelassen, und dieses um so weniger, weil damals die Seefahrer nur zu oft die grten Rubereien hieben. Um so lebhafter aber war der Handel im Lande selbst, auf dem Nil. Unter den mancherlei Erzeugnissen des Landes war besonders die Byssus- Staude berhmt. Aus den zarten Fden derselben wurden die feinsten Zeuge bereitet und in den Handel gebracht
Noch berhmter war die Papyrus-Staude, von welcher das Papier seinen Namen hat. Fast jeder Theil dieser Staude war von Nutzen. Die Wurzel diente zum Brennholze, auch zu allerlei Gefen; der Stengel enthlt einen nhrenden Saft; am merkwrdigsten aber war die mittlere Haut derselben. Man ltete sie ab, legte die einzelnen Faser neben einander und bego sie mit warmem Nilwasser. Dann legte man eine zweite Lage solcher Ffer in die Quere der die erftere, prete sie zu'arnrnen, lie sie trocknen und glttete sie ab. So war das Rapier fertig. Dieses Papier wurde jedoch in alter Zeit nicht von allen Vlkern gebraucht. Die Griechen schrieben auf die Bltter der Biblos-Staude. Daher heit auch in ihrer Sprache Biblos Buch, und hiervon haben wir noch die Namen Bibel fr die hl. Schrift, Bibliothek u. m. a. Die Rmer 'chneben auch auf Wachstafeln. Seit dem sechsten Jahrhundert breitete sich das Pergament ans. In Pergamus, einer Stadt Kleinasiens, war die Kuust erfunden, Thierhute so zuzubereiten, da man sich ihrer ganz bequem zum Schreiben bedienen konnte. Zwar hatte man schon weit frher an anderen Orten auf Thierhute geschrieben, nirgends aber war die Zubereitung derselben so trefflich gelungen, als in Pergamus. Sie bekamen Deshalb von dieser Stadt den Namen Pergament. Diese Papierarten waren im Alterthume am meisten verbreitet, bevor unser jetziges Papier aufkam, welches aus zusammengestoener und in Brei verwandelter Leinwand verfertigt wird. Dieses wurde im elften Jahrhundert eingefhrt. Man schrieb auch
Smter'3 Wcltgelch. I. 30. Aufl. 4
1
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Aie Phnizier.
'24, Beschreibung des Landes.
Neben den Juden, an der bergigen Kste des Mittelmeeres, wohnten die Phnizier. In der Bibel werden sie gewhn-lich Kanaaniten genannt. Ihr ganzes Lndchen war kaum dreiig Meilen lang und hchstens fnf Meilen breit. Von dem brigen Asien war es durch das hohe Gebirge des Liba-non und Antilibanon geschieden, welches dasselbe in der Form eines Halbkreises umgibt. Das Gebirge bat seinen Namen, der wei bedeutet, von dem Schnee, mit welchem die hchsten Gipfel desselben immerwhrend bedeckt sind. Das Innere des Landes war grtentheils felsig und unfruchtbar; weder Acker-bau noch Viehzucht konnte die Bewohner ernhren. Um fo reicher aber war das benachbarte Meer an Fischen aller Art. Dies fhrte die frheren Bewohner erst zur Fischerei, dann zum Schiffbau und fo stufenmig von der Seeruberei bis zum blhendsten Handel.
D?t schon sind arme unfruchtbare Lnder, wie Holland, einzelne Städte sogar, wie Genua und Venedig, durch den Handel groß und mchtig geworden. Weil wir nun gerade bei dem ltesten handeltreibenden und seefahrenden Volke stehen, so wollen mir hier das Wesentlichste von der Schifffahrt und dem Handel berhaupt und von den segenreichen Folgen derselben vorausschicken.
25. Aeltester Handel. Mnzen.
Der erste Handel konnte nur darin bestehen, da man Waaren gegen Waaren vertauschte. Dem Einen mangelte bald dieses, bald jenes, was der Andere im Ueberflu hatte, und
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